Wilder Wegesrand

Wildkräuter, Wildfrüchte & grünes Leben

Wildes Gärtnern: Wildkräuter für Balkon und Garten – Teil 1

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Frühling ist Pflanz-Saison. Auch ich grase nicht nur am Wilden Wegesrand, sondern beackere einen Balkon und einen durchaus ansehnlichen Vorgarten vor dem Mietshaus, in dem ich wohne.

Ein echter Wildkräuter-Freak lässt sich natürlich auch hier nicht lumpen und so wächst einiges, was draußen am Wegesrand wächst, nun sowohl auf meinem Balkon, als auch in unserem Vorgarten.

Nahrung für Wildbiene & Co

Der große Vorteil: Viele Wildpflanzen sind per se eine echte Bienenweide, denn auf sie sind viele Wildbienen und Wildhummeln eingestellt. Das meiste, was man als ‚Bienenweide‘ im Handel erhält, ist vor allem für Honigbienen geeignet. Die aber finden eh ein viel größeres Spektrum in unseren herkömmlichen Gärten. Wer also etwas für die gefährdete Insektenwelt tun möchte, sollte auf Wildpflanzen umsteigen.

In dieser kleine Serie möchte ich Euch vorstellen, welche Wildpflanzen zum Gärtnern geeignet sind. Hier, in Teil 1, geht es um den Balkon, genauer gesagt: um den Schattenbalkon.

Die Schattenseite des Draußenlebens: Mein Nordost-Balkon

Unser Haus ist über Eck gebaut ist. Die Balkone auf der Längsseite gehen nach Süden – meiner… nicht. Sonne habe ich nur in den frühen Morgenstunden. Um es auf meinem Balkon trotzdem grün zu haben, habe ich ziemlich viel nach unten geschaut..

Die besten Wildpflanzen für einen Schatten-Balkon, Teil 1

.. und zwar unter Hecken und ins Gebüsch, denn dort ist es ja auch schattig und dennoch wächst da so einiges an Wildkräutern. Auch auf dem Waldboden findet Wildpflanzen, die sich für einen Schatten-Balkon eignen.

Stinkender Storchschnabel – ein Schattenkünstler

Zum Beispiel das Ruprechtskraut (Geranium robertianum), auch stinkender Storchschnabel genannt. Ich finde übrigens nicht, dass er „stinkt“.

Ruprechtskraut (Copyright: wilderwegesrand.de)

Als „stinkend“ verschrieen: das Ruprechtskraut

Üblicherweise wächst das Ruprechtskraut an schattigen und stickstoffhaltigen Standorten. Meines kommt aus dem Wald. Dort ist es oft sehr weit verbreitet, so dass man sich ein paar Pflanzen ausgraben kann, ohne dass dies einen schlimmen Eingriff ins Ökosystem darstellen würde. (Mehr dazu weiter unten).

Der unschlagbare Vorteil: Der stinkende Storchschnabel kommt mit ganz wenig Licht aus. Damit ist er prädestiniert für meine „Nordwand“. Und dort freuen sich nun mit mir auch die Hummeln an seinen zarten, rosafarbenen Blüten 🙂

Hübsches Wildkraut mit Heilwirkung

Das Ruprechtskraut gehört übrigens zur selben botanischen Familie wie die vielen Storchenschnabel-Pflanzen, die man im Gartenhandel kaufen kann. Und auch die klassischen Geranien, die strenggenommen Pelargonien sind, gehören zu den Storchenschnabelgewächsen – verrückt, oder? Anders als Geranien ist das Ruprechtskraut aber mehrjährig. Ein deutlicher Vorteil, finde ich.

Ruprechtskraut (Copyright: wilderwegesrand.de)

Die zarten rosa Blüten sind ein echter Hummelmagnet

Es ist übrigens das ätherische Öl, dem das Ruprechtskraut seinen unschönen Beinamen ’stinkend‘ zu verdanken hat. Das sorgt aber für die leicht antiseptische Wirkung dieses Wildkrauts. Sie kann man nutzen, wenn man es als Tinktur oder als Öl-Mazerat ansetzt.

Gundermann – der VW-Käfer unter den Wildkräutern

Er wächst und wächst und wächst und wächst… Und ist im ganz frühen Frühling eine echte Bienenweide: der Gundermann, auch Gundelrebe genannt.

Blühender Gundermann (Copyright: wilderwegesrand.de)

Seine lila Blüten öffnet der Gundermann im frühen Frühling


Da er ein bisschen mehr Licht braucht, als der Storchenschnabel, darf er an der Balkonbrüstung wachsen, die morgens Licht bekommt. Mit Halbschatten kommt der Gundermann wunderbar zurecht.

Grüner Sichtschutz aus Wildkräutern

Gundermann ist eigentlich ein Bodendecker. Wo er wächst, da wächst er ordentlich und breitet sich mit seinen Ranken mächtig aus. In einem Balkontopf kann er das zwar nicht, er bildet aber dennoch Raken aus und die – ja – ranken dann eben nach unten. Perfekt, denn so hat man einen wunderbaren, grünen Sichtschutz.

Gundermann, rankend (Copyright: wilderwegesrand.de)

Wie ein grüner Vorhang: Rankender Gundermann

Auch beim Gundermann gehen die Geschmäcker auseinander. So steht in manchen meiner Kräuterbücher, er dufte aromatisch, wenn man ihn zwischen den Fingern zerreibe. In anderen wiederum steht, er verbreite einen unangenehmen Geruch.

Gundermann auf Balkon (Copyright: wilderwegesrand.de)

Zum Abzupfen für die Küche bereit: Gundermann auf dem Balkon

Würziges Wildkraut in Reichweite

Ich mag ihn. Sehr sogar. Denn er ist ein prima Würzkraut – wenn man ihn sparsam einsetzt. Er passt zu Suppen, Salaten, über Süßspeisen und ganz besonders lecker ist es, wenn man seine Blätter mit Schokolade überzieht – das schmeckt wie ‚After Eight‘.

Gundermann (Copyright: wilderwegesrand.de)

Der Gundermann ist ein tolles Wildkraut für die Küche

Wichtig: Der Gundermann braucht unbedingt einen eigenen Topf oder Balkonkasten. Denn er verdrängt wirklich alle anderen Pflanzen. Daher eignet er sich eher nicht für den Garten oder sollte dort immer wieder mal eingedämmt werden, denn sonst macht er sich arg breit.

Wildes Gärtnern – aber sorgsam!

Auch beim Gundermann muss man kein schlechtes Gewissen haben, ihn irgendwo auszugraben. Er ist wirklich sehr robust und lässt sich kaum „ausrotten“. Aber dennoch der Hinweis: Bitte niemals gefährdete Pflanzen ausgraben oder solche Pflanzen, die nur ganz vereinzelt an einem Standort stehen!

Welche Pflanzen sich sonst noch gut auf einem (Schatten-)Balkon machen, erfahrt Ihr ganz bald in Teil 2 des „Wilden Gärtnerns“.

 

Blühender Gundermann (Copyright: wilderwegesrand.de)

Hier im natürlichen Habitat: blühender Wundermann auf einer Wiese am Waldrand

 

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