„Beim zweiten Mal geht alles leichter“, dachte ich, als ich durch die Pforte des ZDF-Studios schritt, dieses Mal nicht mit Giersch, sondern mit Holunderbeeren bewaffnet. „Hat der erste Live-Auftritt ganz gut geklappt, wird es auch der zweite tun.“ Stimmte in gewisser Weise auch, wäre da nicht das eine „aber“ gewesen..
Dieses große „ABER“ manifestierte sich am Herd im Studio. Denn anders als beim ersten Mal, wo es um Salat mit Giersch und eine bereits vorbereitete Giersch-Limo ging, sollte dieses Mal im Studio richtig gekocht werden. Ich sag mal so: Wäre es am heimischen Herd gewesen – kein Problem. Aber..
High-Tech-Herd mit Kippelknopf
Nun hat das ZDF allerdings ein echtes High-Tech-Teil an Kochstelle, mit einem Drehknopf, der allein durch Magnetkraft hin- und herrutschbar ist, den man also erst auf seinem Feld in Richtung derjenigen Platte bewegen muss, die man auswählen möchte. Und um das dann zu tun, muss man den gerutschten Drehknopf an der Stelle der entsprechenden Platte leicht nach unten kippen – Ihr seht, gar nicht so einfach..
Doch so weit so gut. Nach der Ablaufprobe hatte ich das erst einmal alles verstanden.
Dann wurde es hektisch: die Holunderbeeren vorkochen, alle Requisiten auf dem Tisch, nichts vergessen? Was brauchen wir wirklich, was ist zu viel? Wo ist doch schnell die Schürze? Und wer soll gleich den Holunder schnippeln? Auch Moderator Ingo Nommsen? Nein, nur ich – gut. Oh jeh, gleich geht die Sendung los. Aber immer noch alles gut.
Aufregung? Nein, ich kenn das ja schon. Fast.
Bitte zweimal drücken
Und dann kam das kleine, jedoch in seiner Wirkung große „ABER“. Alles lief gut, bis ich den Herd anmachte. Der ging zwar mit der gewünschten Platte an – mit rutschen, kippeln, auf acht hochdrehen. ABER: Es ging nur der kleine innere Teil der Platte an.
Gut, ich will ehrlich sein: ICH machte nur die innere Platte an.
Und ich gestehe: Eigentlich ist das bei mir zu Hause genauso: Man muss noch auf ein weiteres Symbol auf dem Kochfeld drücken, um den äußeren Teil der Kochplatte in Gang zu kriegen, die dann die richtige Größe für den großen Topf hat.
Das war der Grund, warum unser Holunder im Topf nicht kochen wollte. Der Grund, warum ich mich während der Aktion innerlich die ganze Zeit mit diesem Herd beschäftigte. Und das wiederum war der Grund, warum der Wein nicht schnell genug zum Zuge kam.
Und flutsch – war die Zeit um, ohne dass sich Holunder und Wein im Studio näherkamen.
Aber ganz lustig war das Ganze trotzdem. Wenn Ihr mögt, macht Euch doch selbst ein Bild und klickt
HIER AUF DAS VIDEO DER STUDIO-AKTION.
Das Rezept für den Holunder-Puntsch – MIT Wein – findet Ihr weiter unten.
Eure Fernseh-„Routinier“ Jeannette
So, und nun: Holunder-Wein – MIT Wein!
- 0,75 Liter Rotwein (nicht im Barrique ausgebaut, eher leichter, wie Dornfelder oder Zweigelt)
- 150 ml Wasser
- 500 Gramm Holunderbeeren
- 200 Gramm Zucker
- 1 Apfel
- Saft und Schale einer (unbehandelten!) Orange
- 4 Sternanis
- 2 – 3 grüne Kardamom-Schoten
- 1 große Zimtstange (oder zwei kleinere/dünnere)
- 3-4 Nelken
Wer mag: ½ Vanilleschote - Ausgekochte Schraubverschluss- oder eine Bügelflasche mit 1 Liter / 2 x 500 ml groß.
Zubereitung:
Holunder, Apfel und Bio-Orange waschen.
- Holunderbeeren von den Stielen schneiden. Apfel schälen und zerkleinern.
- Beides in einen großen Topf geben, mit Wasser begießen und fünf Minuten köcheln lassen.
- Währenddessen umrühren und Obst mit einem Kartoffelstampfer anquetschen.
- Orangenschale fein abschälen und beiseitelegen, danach die Orange auspressen.
- Wein dazugießen, Zucker, Orangensaft und Gewürze dazugeben.
- Weitere fünf bis zehn Minuten köcheln lassen.
- Flüssigkeit durch ein Stahlsieb in einen anderen Topf oder eine Schüssel abseihen.
- Heiße Flüssigkeit anschließend durch einen Stahltrichter in die sterilisierten/ausgekochten Flaschen füllen. (Schraubverschluss-Flaschen kurz auf den Kopf stellen, damit sich ein Vakuum bildet.)
- Danach dunkel und kühl lagern.
Genießen
Den Holunderwein / Holunder-Putsch könnt Ihr wie Glühwein aufwärmen. Für das „echte“ Glühwein-Gefühl empfehle ich, noch einen Schuss Schnappes dazuzugeben, denn Alkohol aus dem Rotwein hat sich durch das Kochen deutlich reduziert. Kalt eignet er sich sehr gut als Aperitif oder auch als Dessert-Wein zu Käse.
Wohl bekomm’s!
Weitere Rezepte und mehr Infos über die Holunderbeeren stehen hier.
Auch im Frühling kann man tolle Dinge aus Holunder machen: zum Beispiel Holundersirup (auch geeignet für royale Hochzeitstorten, wie wir seit Meghan ehemals Marle und Harry wissen ;-)) oder Holunderblüten-Essig oder Holunderbrot.
25. August 2018 um 14:39
Puh, das hört sich ja nach echtem Nervenkitzel an. Toll, dass du dich traust. Und danke auch für das Rezept, das ich so oder ähnlich für die kalte Jahreszeit nachmachen werde.
26. August 2018 um 10:46
Liebe Peggy,
ja, so ein bisschen Nervenkitzel ist das natürlich schon. Aber irgendwie mag ich das ‚Rotlicht‘ auch – kommt wahrscheinlich noch aus früheren Radio-Nachrichtenzeiten. Aber TV ist schon was anderes 😉 Ich würde mich freuen, wenn Du mal berichtest, wie es mit dem Rezept geklappt hat! Ich habe jetzt mittlerweile einige Fläschchen Holunder-Punsch daheim 🙂
Herzliche Grüße,
Jeannette